Asthma ist eine häufige Erkrankung. Sie betrifft etwa vier bis fünf Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung und rund zehn Prozent der Kinder . Die Symptome können sich grundsätzlich in jedem Alter erstmals zeigen – meist liegt der Krankheitsbeginn aber in der Kindheit. Rund die Hälfte der Erkrankungen treten vor dem zehnten Lebensjahr auf. In der Kindheit leiden doppelt so viele Jungen wie Mädchen an Asthma bronchiale.
Im Verlauf eines Tages atmen Menschen etwa 20.000 Mal ein und aus. Eine entscheidende Bedeutung für den Atemvorgang hat das Bronchialsystem der unteren Luftwege. Die luftleitenden Bronchien und die Bronchiolen, die am Gasaustausch beteiligt sind, gehören zu den in der Lunge verlaufenden Atemwegen unterhalb der Luftröhre. Mit jedem Atemzug gelangen Staubpartikel, Krankheitskeime, feine Tröpfchen und reizende Schadstoffe aus der Umwelt in die Atemwege. Gegen die zudringlichen Fremdkörper schützt sich der Atemtrakt mit einer speziellen Schleimhaut, auf deren Oberfläche eine Vielzahl von Flimmerhärchen sitzt (Flimmerepithel). Außer Rachen, Kehldeckel und Stimmbändern kleidet sie alle Atemorgane aus.
Bei Asthmatikern sind die unteren Atemwege überreizt und reagieren mit ständiger Abwehr- und Entzündungsbereitschaft auch auf Einwirkungen, die eigentlich harmlos sind. Die Bronchien und Bronchiolen verengen sich krampfartig, die Funktion des Flimmerepithels gerät aus dem Gleichgewicht und es entsteht häufig übermäßig viel zäher Schleim, der nur schwer abgehustet werden kann. Als Folge des Geschehens nimmt der Durchmesser der Bronchien ab, sodass die verbrauchte Luft es zunehmend schwer hat auszuströmen.
Nicht vollständig ausgeatmete Luft sammelt sich an, bläht die Lunge auf, nimmt Platz für frisch zuströmende Atemluft weg und als Konsequenz wird das Einatmen immer mühsamer. Um die Fehlfunktion auszugleichen, setzt der Körper verstärkt die Atemmuskulatur ein, deren Überlastung schließlich das beengende Gefühl intensiviert, die Atemnot verschärft und zum Gesamtmechanismus des Asthmaanfalls entscheidend beiträgt.
Eindeutige Kennzeichen von Asthma bronchiale sind
Die Beschwerden von Asthma bronchiale tragen zu unterschiedlichen Krankheitsausprägungen bei.
Die Einteilung der Krankheitsformen von Asthma bronchiale richtet sich nach Ursachen, beteiligten Auslösern und Reaktionen des Körpers auf das Krankheitsgeschehen.
Allergisches Asthma hat seinen Ursprung in einer übersteigerten Abwehrreaktion des Immunsystems gegenüber einer Reihe von möglichen Allergenen. Dabei handelt es sich um vordergründig harmlose Stoffe wie Pflanzenpollen, Schimmelpilzsporen, Tierhaare, den Kot der Hausstaubmilbe, bis hin zu berufsspezifischen Asthma-Allergenen wie Getreide, Holzstaub oder Klebstoffen. Bei Asthma, das durch Pflanzenpollen verursacht wird, spricht der Arzt von saisonalem Asthma.
Charakteristisches Merkmal von allergischem Asthma ist die Frühreaktion des Immunsystems, die zu einem nachweisbaren Anstieg von Immunglobulin E im Blut des Patienten führt. Der Krankheitsbeginn von allergischem Asthma liegt meist in der Kindheit oder im Jugendalter und die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf.
In manchen Berufen erhöht der ständige Kontakt mit möglichen Allergenen das Risiko, an allergischem Asthma zu erkranken. Häufig entwickeln Bäcker eine Mehlstauballergie und Schreiner eine Holzstauballergie. Von Frisören sind asthmatische Reaktionen auf Nickel und Pflegemittel bekannt und in einigen Berufen entsteht Asthma unter dem Einfluss von Farb- und Lösungsmitteln. Neben allergischen Reaktionen können auch starke Reizungen der Atemwege beim Einatmen bestimmter Stoffe – wie Chlorgas oder Isocyanate, die bei der Synthese von Polyurethanen eingesetzt werden – zu Asthma bronchiale führen.
Das intrinsische oder nichtallergische Asthma geht ebenfalls auf eine Abwehrreaktion des Körpers zurück. Die Immunaktivität wird allerdings nicht von einem Allergen hervorgerufen und führt nur selten zu einer allergischen Erstreaktion. Intrinsisches Asthma entwickelt sich fast ausschließlich im Erwachsenenalter und zeigt sich meist erst spät im vierten Lebensjahrzehnt als Folge von Infektionen der Atemwege.
Bei etwa 30 bis 50 Prozent der Erwachsenen, die an Asthma leiden, liegt eine nichtallergische Form der Erkrankung vor. Das intrinsische Krankheitsbild unterliegt im Gegensatz zum allergischen nicht einer periodischen Schwankung und der Krankheitsverlauf ist insgesamt schwerer.
Virusinfektionen können Entzündungen der Atemwege verursachen, die in der Folge einen Asthmaanfall auslösen. Infekte erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Asthmaschubs, wenn eine der anderen Erkrankungsformen vorliegt.
Insbesondere bei Asthmatikern, die an einer intrinsischen Erkrankungsform leiden, können Medikamente eine asthmatische Reaktion auslösen. Etwa zehn bis 20 Prozent der Patienten, darunter vorwiegend Frauen im mittleren Alter, sind von dieser Form des Asthma bronchiale betroffen.
Auslöser für Medikamentenasthma sind Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure, Arzneistoffe mit entzündungshemmender und abschwellender Wirkung sowie Anti-Rheumamittel. Eine weitere Gruppe von Arzneistoffen, die eine Neigung zur asthmatischen Reaktion oder einen Krankheitsschub verstärken können, sind Betablocker, die beispielsweise zur Behandlung des Bluthochdrucks oder einer Herzschwäche eingesetzt werden.
Bei den meisten an Asthma erkrankten Kindern kommt es unter körperlicher Belastung zu einem Krankheitsschub. Viele der im Kindesalter Betroffenen zeigen sogar ausschließlich bei sportlicher Betätigung Symptome. Unter erwachsenen Asthmatikern neigt jeder dritte zu einer belastungsbedingten asthmatischen Reaktion. Die Symptome entstehen durch eine Auskühlung und Austrocknung der Bronchialschleimhäute bei erhöhter Atemfrequenz während der Anstrengung.
Es gilt nach neueren Erkenntnissen als unwahrscheinlich, dass ausschließlich psychische Faktoren zur Entstehung von Asthma bronchiale führen. Allerdings ist unumstritten, dass familiäre oder berufliche Konfliktsituationen, Stress und Ängste einen Krankheitsschub auslösen können.
Das gemischtförmige Asthma entwickelt sich häufig aus einer allergischen Form der Erkrankung. Wiederholte Infekte können im Laufe der Zeit dazu beitragen, dass die überreizten und durch permanente Entzündungen überempfindlichen Bronchien nicht mehr nur auf Allergene asthmatisch reagieren, sondern auch auf unspezifische Einflüsse wie Rauch, kalte Luft, Parfüm oder Küchendünste.
Zu einer reflexartigen Verkrampfung der Bronchien kann es kommen, wenn – ähnlich wie beim Sodbrennen – Magensaft in die Speiseröhre zurückdrängt.
Zu den typischen Krankheitszeichen von Asthma bronchiale gehören
Legen Krankheitszeichen den Verdacht von Asthma bronchiale nahe, klärt der Arzt die Beschwerden ab und sichert anhand spezieller Untersuchungsmethoden die Diagnose.
Je nach Schweregrad unterscheidet der Arzt vier Krankheitsstufen:
Im Laufe einer Asthmaerkrankung ist ein Stufenwechsel möglich – sowohl hin zur Verschlechterung, als auch, unter konsequenter Therapie, hin zu einer Verbesserung des Krankheitszustands.
Variant-Asthma ist eine milde Form der Erkrankung, die im Wesentlichen Reizhusten, aber keine Atemnot verursacht und einem späteren, voll ausgeprägten Asthma bronchiale vorausgeht.
Brittle Asthma bezeichnet eine besonders schwere Verlaufsform von Asthma bronchiale mit unvorhersehbaren Anfällen und teilweise lebensbedrohlichen Symptomen.
In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle geht Asthma in eine chronisch obstruktive Bronchitis über. Die Erkrankungsform verursacht nicht nur an den Anfall gebundene periodische Beschwerden, sondern geht mit dauernden Symptomen wie Husten und Auswurf einher.
Im ersten Schritt gibt eine Befragung des Patienten Auskunft über Krankheiten in der Familie, bekannte Allergien und allergieähnliche Vorerkrankungen. Der Patient nennt Reize, unter denen sich die Beschwerden entwickeln, und beschreibt die jahreszeitliche und tagesrhythmische Verteilung der Symptome. Der Arzt fragt nach örtlichen Abhängigkeiten der Krankheitsentwicklung und interessiert sich für vorbestehende Infektionen der Atemorgane.
Der Anamnese folgt in der körperlichen Untersuchung eine Lungenfunktionsprüfung. Der Arzt misst mit dem Peak-Flow-Meter oder der sogenannten Ganzkörper-Plethysmographie die höchstmögliche Strömungsgeschwindigkeit der ausgeatmeten Luft. Im Rahmen der Spirometrie zeigt die Volumenmessung der ausgeatmeten Luft pro Sekunde die Kapazität der Lunge an. Je stärker die Bronchien verengt sind, desto niedriger ist das Einsekundenvolumen.
Im Rahmen eines Provokationstests versucht der Lungenfacharzt einen Asthmaanfall auszulösen, indem er dem Körper Substanzen zuführt, die bei der Entstehung der asthmatischen Reaktion eine Rolle spielen. Gelingt ihm der Versuch, deutet das darauf hin, dass eine Asthmaerkrankung vorliegt.
Ein Belastungstest zeigt, ob asthmatische Beschwerden sich bei körperlicher Anstrengung einstellen.
Medikamententests betätigen den Verdacht von Asthma bronchiale, wenn sich die Beschwerden des Patienten lindern, nachdem er gegen Asthma wirksame Arzneistoffe eingenommen hat.
Tests mit unterschiedlichen Allergenen untersuchen die Möglichkeit einer allergisch bedingten Erkrankungsform.
Eine Blutgasanalyse mit Blut aus dem Ohrläppchen zeigt, wie gut der Gasaustausch in der Lunge funktioniert.
Eine Sputum-Diagnostik gibt Auskunft über die Keimbesiedlung des Schleims aus den Atemwegen, wenn beispielsweise die Bekämpfung einer Atemwegsinfektion nicht den gewünschten Erfolg bringt.
Grundsätzlich ist Asthma bronchiale eine chronische Erkrankung, die nicht geheilt werden kann. Allerdings ist sie mit der nötigen Einsicht, Konsequenz und mit den richtigen Medikamenten gut behandelbar. Vier Säulen stützen das Therapiekonzept bei Asthma bronchiale.
Entscheidend ist die zuverlässige und therapietreue Einnahme verschriebener Medikamente – einerseits, um die Symptome eines Asthmaanfalls zu lindern, andererseits, um den Krankheitsverlauf langfristig ursächlich zu kontrollieren.
Im Alltag gilt es durch eine Allergenkarenz und Triggervermeidung den Kontakt zu Auslösern asthmatischer Beschwerden möglichst stark einzuschränken.
Eine gute Patientenschulung klärt über das Krankheitsbild, typische Symptome und die Krankheitsentwicklung auf und fördert die Einsicht für die notwendige Compliance gegenüber den Therapiemaßnahmen.
Die regelmäßige Verlaufskontrolle in festgelegten Intervallen gibt dem Arzt Auskunft über die Entwicklung der Beschwerden und ermöglicht ihm bei Bedarf die Anpassung des Therapieplans.
Die verfolgten Behandlungsziele sind:
Die medikamentöse Behandlung unterscheidet nach ihrer spezifischen Funktion zwei Wirkstoffgruppen.
Sogenannte Reliever bringen unmittelbare Entlastung bei einem Anfall und erleichtern akute Beschwerden, die der Patient als bedrohlich wahrnimmt. Die Medikamente entspannen die verkrampften Bronchialmuskeln mit sympathomimetischen Eigenschaften. Sie ahmen die Wirkung des Sympathikus nach, der als Teil des vegetativen Nervensystems dafür verantwortlich ist, den Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft zu versetzen und in diesem Zusammenhang unter anderem auch die Bronchien weitet. Sympathomimetika behandeln ausschließlich die Symptome von Asthma bronchiale, nicht die Ursachen.
Controller sind Dauermedikamente zur vorbeugenden Langzeitkontrolle der Erkrankung. Sie bekämpfen die als Erkrankungsursache geltenden entzündlichen Prozesse, sodass Schwellungen der Schleimhäute und die Produktion von Schleim zurückgehen.
Die Behandlung von Asthma bronchiale folgt einem Stufenplan, der nach folgenden Kriterien erstellt wird:
Asthma bronchiale ist eine ernste Erkrankung der unteren Atemwege, die zu schwerwiegenden Symptomen und Einschränkungen der Lebensqualität führen kann. Obwohl die Krankheit chronisch verläuft, spricht sie gut auf eine individuelle, dem Einzelfall angepasste Behandlung an. Entscheidend für den Therapieerfolg ist einerseits die Versorgung mit wirksamen Medikamenten und andererseits die zuverlässige Befolgung aller ärztlichen Verordnungen.
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Salbutamol | Symbicort | Pulmicort | Qvar | Flixotide | Seretide | |
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Wirkstoff | Salbutamol | Formoterolhemifumarat/ Budesonid |
Budesonid | Beclometason | Fluticason | Salmeterol/Fluticason |
Wirkstoffgruppe | Beta-2-Sympathomimetikum | Glucocorticoide | Glucocorticoide | Glucocorticoide | Glucocorticoide | Beta-2-Sympathomimetikum |
Typ | Reliever | Controller | Controller | Controller | Controller | Controller |
Darreichungsform | Evohaler, Accuhaler | Turbohaler | Turbohaler | Aerosol, Autohaler, Easi-Breathe | Evohaler, Accuhaler | Evohaler, Accuhaler |
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Reliever werden für schnelle Linderung und Entpsannung während oder bevor eines Asthmaanfalls eingesetzt.
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